„Sommerekzem nicht erblich“ Anders als vielfach behauptet, ist das Sommerekzem nicht erblich. Es ist allerdings auch nicht heilbar, wie Professor Wolfgang Leibold von der Tierärztlichen Hochschule Hannover erklärt. Frage: Was ist das so genannte „Sommerekzem“ medizinisch gesehen? Eine Allergie? Eine Entzündung? Eine Infektion? Umweltschäden?

 

03 05 sommerekzem

Man kann die Symptome (Hautreizungen) unterdrücken und behandeln, aber sicher hilft beim Sommerekzem nur, die Allergene (Insekten) vom Pferd fernzuhalten.

Professor Wolfgang Leipold: Das Sommerekzem ist eine allergische Dermatitis, verursacht durch Insekten. Ausgelöst wird das Sommerekzem durch verschiedene blutsaugende Insekten. Es kann auch durch verschiedene nicht blutsaugende Insekten wie Hausfliegen aufrecht erhalten werden, die sich auf die aufgescheuerten Stellen setzen und mit ihrem Speichel, der wiederum erhebliche Allergene erhält, den Juckreiz unterhalten.

Frage: Wie kann man es diagnostizieren?

Professor Wolfgang Leipold: Es gibt zwei Ebenen der Diagnose. Die Diagnose „Sommerekzem“ wird nur klinisch dargestellt: Wenn sich ein Tier massiv die Haare vor allem an Mähne und Schweif, teils auch am Unterbauch scheuert, dabei die Haut verletzt wird, diese wiederum Flüssigkeit aussondert und gar blutig wird, dann spricht das für ein Sommerekzem. Ob es tatsächlich allergisch bedingt ist – und nicht durch andere Ursachen – lässt sich durch die zweite Ebene der Diagnostik klären: Ob das Tier überhaupt eine Reaktionsbereitschaft für eine Typ 1-Allergie hat und wogegen. Das kann man zuverlässig durch einen von der Immunologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickelten speziellen Bluttest, den Funktionellen Invitro Test (FIT), abklären. Damit bestimmt man, ob die Grundvoraussetzungen für das Sommerekzem in einem Tier überhaupt gegeben sind. FIT-negativ gegen ein bestimmtes Antigen bedeutet: Diese Insekten können bei den Tier kein Sommerekzem auslösen oder unterhalten. FIT-positiv heißt nicht, dass das Tier das Sommerekzem unbedingt bekommen muss.

Frage: Kann man Pferde gegen Allergene, die das Sommerekzem auslösen, desensibilisieren?

Professor Wolfgang Leipold: Ich halte eine Desensibilisierung für gut, wenn sie mit sauberen, definierten Allergenen durchgeführt wird. Ich halte sie für schlecht, wenn sie mit groben Gemischen durchgeführt wird. Solch ein grobes Gemisch kann aus zermatschten Insekten bestehen; es enthält dann 0,1 Prozent an Allergenen, aber 99,9 Prozent Stoffe, gegen die das Tier bisher nicht allergisch ist. Wenn ihm dieses Gemisch gespritzt wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Pferd auch gegen solche „neuen“ Strukturen zusätzlich allergisch reagiert, selbst wenn unter einer solchen „spezifischen Immuntherapie“ anfangs das Sommerekzem besser wird oder verschwindet. Die negativen Folgen einer solchen Behandlung werden oft erst nach Monaten deutlich. Nur bringt man sie dann nicht mehr mit der Desensibilisierungstherapie in Verbindung.

Frage: Ist das Sommerekzem erblich?

Professor Wolfgang Leipold: Es gibt definitiv nicht nur ein oder „das“ Allergie-Gen! Vermutlich sind an der Ausprägung einer Typ 1-Allergie viele Gene beteiligt. Wenn ausreichend viele davon im Rahmen einer Anpaarung zusammenkommen, kann ein solches Pferd anfälliger sein als andere Pferde. Vermutlich tritt deshalb das Sommerekzem gehäuft unter den Nachkommen einiger Familien auf. Einen zuverlässigen Test gibt es nicht und wird es wegen der unverstandenen Komplexität auch in absehbarer Zeit nicht geben. Zur Zeit sehe ich keinen Grund, Allergiker grundsätzlich von der Zucht auszuschließen, da eine allergische Reaktionsbereitschaft auch erst nach der Geburt erworben sein kann. Wenn ein Tier eine Allergie hat, ist es meist völlig unklar, ob sie angeborne oder erworben ist.

Frage: Welche Behandlungen sind ihrer Ansicht nach erfolgversprechend?

Professor Wolfgang Leipold: Eine strikte Allergiekarenz ist die einzige sichere Art, das Sommerekzem zum verschwinden zu bringen. Das heißt, die Allergene müssen von dem betroffenen Tier ferngehalten werden, entweder durch einen fliegenfreien Stall, der sich durch Baumaßnahmen mit einmaligen Kosten einrichten lässt, oder eine gut angepasste Sommerekzemerdecke, die die Pferde an den wichtigsten Anflugstellen der auslösenden Insekten abdeckt. Ursächlich heilem kann man das Sommerekzem nicht, wer etwas anderes sagt, ist unkundig oder lügt.

Aus St. Georg 6/05

Autan für Ekzemer
Mit den gleichen Wirkstoffen wie das bekannte Fliegenmittel gibt es eine neue Salbe für Pferde, die Mücken und Insekten zu 99 Prozent abhalten soll – gut nicht nur für Sommerekzemer. Die „Itch stop salve complete“ desinfiziert, kühlt und pflegt die Haut, außerdem lindert sie den Juckreiz. Einmal in der Woche auftragen genügt. Die 600 Milliliter –Dose reicht bei Ponys für einen Sommer. Die Salbe ist in Deutschland für 49,99 Euro nur über www.bestesfutter.de oder unter Tel.: 04365/97930 erhältlich.

Diese Website nutzt Sitzungs-Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können.